Treffen mit Alice Weidel in Nobelrestaurant Molkereimilliardär – Theo Müller räumt Kontakte zur AfD ein

Er traf sich mit Alice Weidel in einem Nobelrestaurant im französischen Cannes, ein weiteres Treffen soll bereits geplant sein: Der Molkereiunternehmer Theo Müller räumt erstmals Kontakte zur AfD ein.

Wegen angeblicher Steuerflucht und Milchpreisdumping stand der Molkereimilliardär Theo Müller, dem Marken wie Müllermilch, Weihenstephan, Sachsenmilch oder Landliebe gehören, bereits in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik. Zuletzt sorgte ein Bericht über Kontakte zur in Teilen rechtsextremen AfD für Schlagzeilen – die räumte der 83-Jährige jetzt erstmals gegenüber dem „Handelsblatt“ ein.

Sowohl Müller als auch AfD-Chefin Alice Weidel bestätigten der Zeitung ein privates Abendessen in einem Nobelrestaurant im französischen Cannes vor einigen Wochen. Es sei nicht das erste Treffen gewesen und die nächste Zusammenkunft mit Weidel finde Ende des Jahres statt. „Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik“, sagte Müller dem „Handelsblatt“. Ein Sprecher Weidels nannte das Treffen „rein privater Natur“.

Theo Müller: Keine Spenden an die AfD

Bei dem Austausch habe er „nicht den geringsten Anhaltspunkt“ gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse, so Müller weiter. Das wäre für ihn „ein absolutes No-Go“. Verschiedene Landesverbände der AfD werden allerdings vom Verfassungsschutz beobachtet, in Thüringen und Sachsen-Anhalt wird die Partei als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.

Mit Spenden unterstütze er die AfD nicht, erklärte Müller laut „Handelsblatt“ – weder persönlich noch auf Ebene des Unternehmens. Auch ein Sprecher Weidels sagte der Zeitung zufolge, dass die Partei keine Spenden von Müller oder seinem Umfeld erhalten habe.


30.09.2021

Müllermilch-Gründer bekommt Verdienstorden – und muss viel Kritik einstecken

Die Kritik an der Verleihung des Sächsischen Verdienstordens an die Molkerei Müller löst erneut laute Kritik aus. Die Linksfraktion in Sachsen wirft dem Unternehmen unter anderem Steuerflucht und Milchpreisdumping vor. Die Verleihung des Verdienstordens sei daher nicht gerechtfertigt.

Die Linke hat im Landtag erneut die Verleihung des Sächsischen Verdienstordens an den Molkereiunternehmer Theo Müller („Müllermilch“) kritisiert. Es sei eine peinliche und teure Aktion des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) gewesen, sagte Fraktionschef Rico Gebhardt am Mittwoch in Dresden.

Seine Fraktion hatte die Debatte beantragt und die schwarz-grün-rote Regierung aufgefordert, die Beweggründe für die Verleihung darzulegen. Gebhardt warf Müller unter anderem Steuerflucht und Milchpreisdumping vor. Müller könne keine Verdienste vorweisen, die eine Verleihung des Verdienstordens rechtfertigten, so Gebhardt.

SPD, Grüne und Linke kritisieren Verleihung des Verdienstordens

Kretschmer hatte unlängst bei einem Besuch in der Schweiz Theo Müller (81) den Orden überreicht. Der Sächsische Verdienstorden ist die höchste Auszeichnung des Freistaates. Nach Angaben der Regierung können ihn „in- und ausländische Persönlichkeiten für Leistungen erhalten, die insbesondere im politischen, sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Bereich sowie auf dem Gebiet der Umwelt dem Wohl der Allgemeinheit dienen“. Die Auszeichnung erhielten bisher 363 Persönlichkeiten.

SPD-Generalsekretär Henning Homann sprach mit Blick auf die Ordensverleihung an Müller von einem „falschen Signal“. Gerade für die zahlreichen kleinen und mittelständischen Unternehmen im Freistaat, die hier Steuern zahlten.

CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Hartmann hingegen verteidigte die Entscheidung und betonte, dass die Fraktion dahinter stehe. Nach der Übernahme des Werkes in Leppersdorf seien bis heute 2800 Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region entstanden. Hartmann nannte außerdem die hohen Summen, die Müller in den sächsischen Standort investiert habe. Staatliche Subventionen seien der Wertschöpfung vor Ort zugutegekommen. Die Ordensverleihung sei im Rahmen einer Delegationsreise in die Schweiz erfolgt. Zudem lobte Hartmann das Engagement Müllers für die sächsische Blasmusik.

Ministerpräsident Kretschmer rechtfertigt sich

Ministerpräsident Kretschmer (CDU) äußerte sich ebenfalls zu den Vorwürfen und erklärte, die Entscheidung für die Ordensverleihung als Regierungschef getroffen zu haben. Zuvor habe es entsprechende Anfragen an das Wirtschafts- sowie das Umweltministerium gegeben. Es seien keine Einwände vorgebracht worden. Dem widersprachen in der Debatte Homann und die Grünen-Fraktionsvorsitzende Franziska Schubert.

Regierungssprecher Ralph Schreiber sagte auf Anfrage, ein Schreiben der Grünen habe es nicht gegeben. Das Umweltministerium betonte, es habe mündlich ein Negativvotum zur Ordensverleihung abgegeben. Vom SPD-geführten Wirtschaftsministerium lag dagegen eine schriftliche Einschätzung vor. Darin sei keine eindeutige Ablehnung enthalten gewesen, sagte der Regierungssprecher.